Endlich wieder Triathlon – Rennbericht vom Urnersee am 15.08.2021
Für gewöhnlich schreibe ich nach einem olympischen Triathlon (auch „Kurzdistanz“ genannt) keinen Rennbericht. Ist immerhin nur ein kurzes Rennen, nichts Außergewöhnliches. Naja, die letzten 20 Monate waren auch alles andere als normal und mein letztes großes Rennen war im September 2019, nachdem ich im Juli 2019 meinen ersten richtigen IRONMAN überlebte! Ich erlaube mir deshalb, aus diesem kurzen Rennen ein bisschen etwas mehr zu machen 😊
An dieser Stelle sei noch kurz erwähnt, dass es im Juli bereits einen Vorgeschmack gab, den Uster Triathlon. Dort nahm ich auf der Sprint Distanz teil. Nach meinem Sturz mit Schlüsselbeinbruch hatte ich allerdings nicht viele Kilometer in den Laufschuhen zu verzeichnen, weshalb das Ende dieses kleinen feurigen Ereignisses doch sehr hart und ernüchternd war, nicht zu vergessen die für meine Verhältnisse eher peinliche Vorstellung im See (500m Schwimmen) in unglaublichen 9:33 Minuten. Ich kann mir nach wie vor nicht erklären, wie das zustande kommen konnte. Seis drum! Zurück nach Seedorf, zum Uri Triathlon.
Nach dem Triathlon ist vor dem Triathlon
Wenn nur wenige Wochen zwischen zwei Wettkämpfen stehen, dann bleibt nicht viel Zeit, um über gestern nachzudenken. Kurz durchschnaufen und los geht’s, bzw. weiter geht’s im Trainingsalltag. Meine Schwimmleistung kommt immer irgendwann wieder zurück, je nachdem, wie oft ich im Wasser bin. Über meine Laufleistung machte ich mir mehr Sorgen, denn das Training kam deutlich zu kurz. Getrieben von der Verletzung und dem für das Ultra Radrennen nach Andermatt erforderlichen Training, lag der Fokus auf dem Fahrradfahren. Das Lauftraining nahm also vor ein paar Wochen erst wieder vernünftige Formen und Umfänge an. Doch auch da konnte ich schnell wieder rein finden und meine Motivation stieg schnell an. Intervalle lief ich schnell wieder mit gewohnter Geschwindigkeit.
Eine Woche vor dem Start stand noch unser Umzug ins neue Heim an. Die Zeit direkt nach meinem Unfall war auch diesbezüglich sehr intensiv. Wir hatten uns für einen Hauskauf entschieden und dementsprechend war auch jede Menge zu tun. Ich hatte Respekt davor, dass mich das in Summe sehr viel Energie kosten wird und ich evtl. nicht vernünftig trainieren kann respektive mich zu sehr unter Druck setze und eine Verletzung (oder Erkrankung) riskiere.
Heiß, Heiß, …. Ach ja, und Heiß!
Dann war es plötzlich wieder so weit. Nach gefühlt wochenlangem Regen, wurde es plötzlich Sommer. Von Tag zu Tag wurde es heißer und es zeichnete sich seit Begin der Rennwoche ein heißer Sonntag ab. Da unser Start (Olympische Distanz) mittags um 12:35 Uhr war, durften wir diese schönste Zeit der Hitze geniessen 😊
Massenstart im Urnersee
Nicht von schlechten Eltern!
Wie lange ich denk ungefähr brauche, fragte Tina. Damit meinte Sie, wann ich schätzungsweise aus dem Wasser komme. Ich war mir nicht mehr sicher, aufgrund der Vorgeschichte und der Tatsache, dass das letzte Rennen überhaupt nicht meinen Erwartungen entsprach. „25 Minuten“, sagte ich. „Stell dich mal auf 22 bis 25 Minuten ein“.
Wir starteten alle gleichzeitig (Massenstart). So, wie es früher bei jedem richtigen Rennen der Fall war. Alle nebeneinander, voreinander, übereinander… Man gibt sich dann so richtig schön auf die Mütze, versucht auf den ersten Metern Gas zu geben, sich zu positionieren. So war es dann auch und es war gut so. Ein paar wilde gingen direkt voraus, diese Verrückten, der Rest bewegte sich zunächst als Gruppe, formierte sich immer mehr zur Linie, bis aus dieser großen Gruppe mehrere kleine Grüppchen wurden. Ich hatte lange Zeit keinen mehr vor mir. Das heißt, die richtig schnellen hatten bereits einen größeren Vorsprung. Kurz vor dem Ausstieg leisteten mir noch zwei nette Herren Gesellschaft, zogen mir an den Beinen, gaben nochmal auf die Mütze, drängten links und drängten rechts, bis sie sich dann entscheiden konnten, einfach weiter zu schwimmen 😊 Einfach klasse 😊
Nach handgestoppten knappen 20 Minuten war auch ich endlich fertig. Ich war positiv überrascht, genau wie meine Frau, die am Ausstieg mit Liam auf mich wartete. Insgesamt war ich der zehnte, der aus dem Wasser stieg.
Nach einer guten Schwimmzeit geht es so schnell wie möglich raus aus dem Neo!
Man verlernt schnell!
In der Wechselzone suchte ich einige Sekunden lang mein Fahrrad. Dabei stand ich direkt davor. Da fällt mir nur ein „vor lauter Bäumen sehe ich den Wald nicht“! Manchmal zweifle ich sehr stark an mir selbst, dies war wieder so ein Moment! 😊
Auf dem Rad war es zu Beginn richtig hart. Ich kämpfte mich durch und musste die Zähne zusammenbeißen. Schließlich war Roman, ein anderer Athlet meines Trainers, auch dabei und ich konnte ihn kurz vor dem Wendepunkt immer entgegenfahren sehen. Mein Eindruck war, dass ich ihm langsam näherkam, ich konnte jedoch nicht vollständig aufschließen. Selbst wenn, Roman ist ein klasse Läufer, der mich irgendwann abhängen würde. Insgesamt waren drei Runden (zwischen zwei Wendepunkten) zu je ca. 12 km zu absolvieren. In Runde hatte ich einen guten Rhythmus und war gemeinsam mit zwei anderen relativ unabhängig vom Rest unterwegs. Das waren wohl die beiden, die mich im Wasser etwas in der Mangel hatten. Zum Schluss, am letzten Wendpunkt musste man rechts in Richtung Wechselzone abbiegen, hatte ich mich von diesen beiden beirren lassen und wir waren zu dritt wieder links und somit in die falsche Richtung abgebogen, sind diesen Wendepunkt (eher ein Wendekreis) daher zweimal gefahren. So gingen uns einige Sekunden verloren. An dieser Stelle war es leider etwas schlecht beschildert. Man muss aber sagen, dass es ziemlich klar war, wo die Wechselzone ist und wer sich nicht konzentriert, dem passiert eben auch nach Jahren noch so ein Anfängerfehler.
Vollgas auf dem Zeitfahrrad
Routine ist wichtig!
Ein zweites Mal in derselben Wechselzone, es lief alles wie am Schnürchen. Mit einer Ausnahme: ich ging auf die Laufstrecke, ohne meine Verpflegung mitzunehmen. Und auch dafür gibt es einen Grund, der natürlich auch wieder auf meine Kappe geht. Ich hatte mir meine individuelle Mischung mit der Pampe von NFT Sport bereit gemacht und in eine kleine Kühltasche (entfremdet, normalerweise für Wein- oder Sektflaschen gedacht 😊) gelegt, in der auch ein Kühlakku versteckt war. An diesem heißen Tag wären wenigstens die ersten Schlückchen gekühlt ein Genuss gewesen. Naja, top Idee, mangelhaft in der Ausführung. War das erste Mal und vor allem habe ich das nie einstudiert. Und wieder: Selbst schuld!
Nach missglücktem Lauf musste ich mich zum Schluss noch einmal motivieren!
Der Lauf fing recht vernünftig an, es ging los mit vier Minuten je Kilometer, so wie geplant. Es wurde heißer und heißer, immer heißer. Und irgendwann brach ich einfach ein. Keine Schmerzen, aber auch keine Energie. Trotz Iso Getränk am Verpflegungsposten. Die Hitze ließ mich nicht mehr auf Touren kommen. Ich legte bereits nach dem dritten Kilometer eine kurze Geh Pause ein, nahm dann aber wieder das Tempo auf. In der nächsten Runde (je 2.5 km) musste ich dafür gleich zwei Mal gehen. Zu Beginn der vierten und letzten Runde konnte meine Frau mich nochmal kurz motivieren, sagte mir, ich soll jetzt nochmal gas geben. Ich konnte noch einen Gang finden und je näher ich dem Ende kam, desto schneller ging es. Bei weitem nicht so schnell, wie geplant (und auch realistisch möglich), aber immerhin konnte Schadensbegrenzung betreiben. So lief ich dann knappe zehn Kilometer (9.8 km) in etwas über 45 Minuten. Im Ziel wurde mir etwas schwindelig, Red Bull und Wasser mussten her. Wieder zurück in den See, absitzen und abkühlen.
Positiv bleiben und nach vorne schauen!
Ich stellte fest, dass ich trotz meines Einbruchs beim Laufen noch siebter in meiner Altersklasse wurde und in der Gesamtwertung immerhin noch auf dem 23. Rang landete. Der Abstand zum Sieger war groß (20 Minuten), was dieses Ergebnis wieder ein wenig relativiert.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden. In Anbetracht der Vorgeschichte (Verletzung) wäre es vermessen, eine perfekte Leistung zu erwarten. Viel hat nicht gefehlt und das stimmt mich positiv für die nächste Gelegenheit.
Das nächste Rennen wird die Mitteldistanz in Locarno sein. Am 05. September geht es also wieder ans Eingemachte. 1.9km Schwimmen, 90km Zeitfahren und 21km Laufen. Auch, wenn es einige Hindernisse gab und ich Gründe hätte, mir bereits vor dem Start Ausreden zurecht zu legen, ist mein Ziel eine neue Bestzeit zu erreichen. Ich bin fest davon überzeugt, dass das möglich ist und ich werde sehr gut vorbereitet an der Startlinie stehen.
Auch in Locarno gibt es wieder einen Massenstart. Ich freue mich sehr darauf!