Locarno Triathlon am 04.09.2022 – eine neue Bestzeit, bitte!

 

Es war wieder so weit. Ein weiteres Jahr war vergangen, 2021 durfte ich bereits auf der Mitteldistanz in Locarno starten und konnte mich selbst mit einer großartigen Zielzeit überraschen. Dieses Jahr schien ähnlich zu beginnen, wie 2021: mit einem Sturz und einem angesagten Rennen. In Rapperswil war fühlte ich mich zwar gut, aber es war heiss und ich war mit meiner Laufleistung nicht zufrieden. Seitdem konnte ich meinem Ego aber etwas Gutes tun.

Beim Schwyzer Triathlon konnte ich seit langem wieder eine Podium Platzierung erreichen (Platz 3 in meiner Altersklasse) und nur eine Woche später konnte ich in Uster sogar meine Altersklasse gewinnen. Solche Ergebnisse und Erfolge tun sehr gut, verhelfen zu mehr Selbstbewusstsein und guter Laune. Dennoch bin ich mir immer bewusst, dass auch eine gute Portion Glück im Spiel ist, denn bei starker Konkurrenz sind solche Erfolge viel schwieriger. Ich war also gespannt auf die nächsten Wochen mit den beiden noch anstehenden Mitteldistanz Rennen.

Das Rennen vor dem Rennen

Liam total Aufgeregt vor dem Start.

Wer hat da wohl mehr gearbeitet in der Wechselzone?

Am Samstag durfte unser kleiner Held am Kids-Triathlon teilnehmen. Liam musste leider direkt erfahren, dass Triathlon nicht immer Sommer, Sonne, Sonnenschein inklusive hat, sondern auch bei schlechterem Wetter stattfindet. Es war bewölkt, hat leicht geregnet und entsprechend kühl war die Luft und der Pool. Schwimmen durfte also ich (gehend durch den Kinderpool), mit Liam auf dem Arm. Der Lauf zur Wechselzone sah ähnlich aus und war geprägt von intensiver Überzeugungsarbeit, von mir an meinen Sohn gerichtet, diesen Triathlon durchzuziehen. Sobald wir beim Laufrad ankamen, konnte ich Liam umziehen und ihm doch noch zeigen, das Triathlon einen Haufen Spass macht. Da er reichlich Gelegenheit für Überholmanöver hatte, gab er richtig Gas, der Wechsel zum Laufen war sehr flüssig und auch der Lauf hat ihm sehr viel Spass gemacht. Wir, und auch er selbst, waren sehr Stolz auf ihn.

Nach Startschwierigkeiten konnte es endlich mit Vollgas los gehen!

auf den letzten Metern der Aufhohljagt!

Ein super Gefühl, mit dem kleinen Mann einem Zielbogen entgegen zu laufen :)

Die reinste Lactat Party

Im siebten Himmel von den beiden Erfolgen in der Vorbereitungsphase war ich guter Dinge, in Locarno alles auszupacken, was im Kasten war. Speziell an meiner Einstellung habe ich in den letzten Monaten viel gearbeitet und so ging ich hoch motiviert an den Start. Zudem waren dieses Jahr nicht nur Frau und Kind mit dabei, sondern auch meine Eltern.

Triathlon ist einfach unbeschreiblich.

Ich positionierte mich beim Schwimmstart (Massenstart) in zweiter Reihe hinter der Elite (Jan van Berkel & co.) und war überzeugt von einer guten Schwimmzeit.

Direkt nach dem Start bekam ich schon zu spüren, dass ich nicht der Einzige war, der schnell raus wollte. Ein Tritt ins Kinn, ein Schlag auf die Mütze und schon war ich näher am Boden des realen Lebens. Dennoch gab ich Gas, fand ein gutes Tempo und kam rund drei Minuten schneller aus dem Wasser als 2021 (ca. 29 Minuten Schwimmzeit im Vergleich zu 32 Minuten). Keine Top Zeit aber an diesem Tag positionierte mich das recht gut, um etwas draus zu machen.

Schneller Wechsel, gut aufs Rad gekommen, liess ich erstmal die Beine warmlaufen und wurde dabei von einzelnen Watt-Monstern wie Jürgen Leo-Foley überholt. Nach wenigen km und dem ersten kurzen Anstieg befand ich mich im Tunnel und fing an, mein Ding zu machen. Unterwegs bildeten sich kleine Gruppen, von wirklich starken Fahrradfahrern, denen ich nicht wirklich das Wasser reichen konnte. Ich fing viel zu früh an, zu attackieren, versuchte aus jener Gruppe rauszufahren, wurde immer wieder von dieser eingesogen und schlachtete mich somit selbst. Das Ergebnis war die beste Radzeit, die ich mir nur vorstellen konnte (2:14h) und ein Unterschied zum schnellsten Fahrer (Jan van Berkel, Profitriathlet) von nur neun Minuten (nur die Radzeit). Jedoch hatte ich müde Beine, und alle anderen um mich rum hatten noch genug Saft, um einen guten Halbmarathon zu liefern. Unglaublich stolz fuhr ich in die Wechselzone und überraschte auch meinen Fanclub mit einer fulminanten Zeit.

Laufen am Limit, aber nicht am Tempo Limit!

Nun, da ersten beiden Disziplinen mit vollem Erfolg absolviert waren, fehlte nicht mehr viel zu einer neuen Bestzeit. Die ersten Kilometer fühlten sich gut an. Dumm nur, dass sich meine Herzfrequenz nicht beruhigte, sodass ich mehr als 25 Minuten lang mit sehr hohem Puls unterwegs war. Das merkte ich nicht, ich schaute auch nicht auf den Puls, da dieser nach direktem Übergang vom Zeitfahren ohnehin nicht vernünftig funktioniert. 25 Minuten sind jedoch viel zu lang und der Puls war auch viel zu hoch (im Bereich der 200 Schläge) und das musste ich letztendlich auch zu spüren bekommen.

Gute Miene zum bösen Spiel - Viel Power war nicht mehr da!

Immer wiederkehrende Seitenstechen an unterschiedlichen Stellen machten mir das Laufen schwer und zwangen mich vor allem nach der halben Laufstrecke mehrfach zu Gehpausen.

Ich hörte mir Runde für Runde die Zwischenzeiten und -platzierungen an. Völlig klar, dass ich so nichts mehr gut machen konnte, sondern eher abgeben musste. Ich habe immer wieder nachgerechnet, welche Lauf- und somit Zielzeit ungefähr realistisch war und ich war mir durchgehend sicher, dass ich meine Zeit um mehrere Minuten verbessern konnte. Es ist nicht einfach, sich selbst nochmal so stark zu motivieren, wenn man bereits weiss, dass das Ziel eigentlich auch ohne diesen Aufwand schon erreicht wird. Und so kam ich aus dieser gedanklichen Falle nicht mehr heraus, lief in diesem Modus weiter und nahm jeweils in der Verpflegungsstation gehend Wasser auf und lief dann wieder locker weiter. Natürlich musste auch eine Pinkelpause sein. Man möchte fast meinen, ich vergesse beim Laufen immer, dass ich ein Rennen auf Zeit mache. Sobald mich nur noch tausend Meter vom Ziel trennten, konnte ich wieder einen Gang hochschalten und setzte zum letzten Mal an, um wenigstens diese paar Sekunden nicht liegen zu lassen.

Analyse & Lektion

Ich könnte nun einfach zufrieden sein. Wann war ich je so nah an der Spitze dran (zumindest in der Zwischenzeit)? Immerhin war ich unter den Top 10, als ich zum Laufen wechselte. Ich kann aber auch näher hinsehen und versuchen, die Ursache der Laufprobleme auf den Grund zu sehen. Das ist nicht besonders schwierig. Auch mein Trainer, Peter, kam schnell mit einer Einschätzung. Man muss wissen, was sich beim Zeitfahren abgespielt hat. Die Strecke war nicht abgesperrt, wir hatten also noch normalen Verkehr um uns herum. Zudem war ich so weit vorne aus dem Wasser gestiegen, dass einige sehr starke Fahrradfahrer aufholten und so bildeten sich immer wieder kleine Grüppchen. Ich wagte zu viel und verschoss so sehr früh bereits einige Körner, die unnötig waren. Zudem fuhr ich öfter über meinem Leistungsvermögen, auch wenn es Spass machte und ich sehr stolz auf das Zeitfahren bin. Zu viele Spitzen im zu intensiven Bereich. Das äußerte sich, wie bereits erwähnt in einem langanhaltenden zu hohen Puls zu Beginn des Laufens, der notgedrungen und nur durch Schmerzen runtergefahren werden konnte. Ich war einfach zu früh zu schnell.

Triathlon ist ein sehr ehrlicher und lehrreicher Sport. Man beschäftigt sich viel mit sich selbst und lernt auch nach mehr als zehn Jahren permanent dazu. Je länger die Distanz, desto besser muss man mit seinen Ressourcen haushalten. Natürlich ist das Leistungsvermögen von der Vorbereitung abhängig, aber dem sind am Tag des Wettkampfes Grenzen gesetzt, die man – so sehr man auch wollte – grundsätzlich nicht verschieben kann.

Was Peter mich aber auch hat wissen lassen, ist, dass ich in Anbetracht der viel zu hohen Vorleistung auf dem Rad und der Herzfrequenzdaten sehr gut durchgehalten habe. In gewisser Weise kann man Grenzen also schon ein wenig verschieben. Dies lässt sich aber in jedem Fall erklären. Starker Wille, Stolz, Ehrgeiz, das sind in meinem Fall treibende Faktoren. Dennoch, bis zur gesundheitlichen Schädigung würde ich nie gehen. Auch das ist etwas, dass man lernt. Man lernt sich besser kennen und weiss, wann wirklich schluss ist.

Doch mit Triathlon ist noch lange nicht schluss, deshalb stand schon sehr bald die nächste Mitteldistanz auf dem Plan. Also ab an den Pool und Beine hoch.

 
Damian Strzalkowski