IRONMAN 70.3 AM 19.06.2022 – endlich wieder normaler Wahnsinn!

 

Neun Wochen nach meinem Sturz mit Schlüsselbeinbruch links (fast präzise ein Jahr nach dem Schlüsselbeinbruch rechts) durfte ich endlich wieder an die Startlinie. Den Start beim Barockstadt-Fulda-Triathlon im Mai habe ich mir selbst erfolgreich versaut.

Am bisher wärmsten Wochenende dieses Jahres viel der Startschuss in Rapperswil. Die Rennwoche versprach bereits von Tag zu Tag sehr hohe Temperaturen und somit echt harte Bedingungen für mich. Hitze war nie ideal für mich.

Vorbereitung und alles, was dazu gehört.

Die Vorfreude war riesig. Nervosität kam langsam auf. Das gehört dazu. Nach unzähligen Rennen wird man tatsächlich noch nervös, trotz Routine und all den Erfahrungen, die mich in gewissen Dingen ruhig bleiben lassen. Rennverpflegung, Ernährung in der Rennwoche, Intensitätssteuerung während dem Rennen… all das sind Themen, die mir sonst immer wieder zu denken geben. Nicht mehr! Es war viel mehr die riesige Freude darauf, endlich wieder ein normales Rennevent zu erleben. Ohne irgendwelche Tests, ohne irgendein Zertifikat, ohne irgendwelche Einschränkungen. Es war einfach wie immer: Registrieren, Bike einchecken, Vollgas geben! Nervös wurde ich, trotz Routine, wegen der harzigen Zeit vor dem Rennen, der durchwachsenen Phasen in den Monaten – und ja, leider auch Jahren – zuvor. Immer wieder war irgendetwas, irgendeine Pause musste zwischendurch immer wieder sein! Ob Unfall oder Erkältung, die letzten Zwei Jahre waren so durchwachsen, wie noch nie! Es wurde Zeit, Normalität in den Trainings- und Rennalltag hineinzubringen. Und was ist dafür besser geeignet als eine harte und heisse Probe? Manchmal muss es eben die Methode mit dem Hammer sein. Standortbestimmung der etwas anderen Art.

Wechselzone - Nervosität steigt

Erwartungen und Realität

Meine Schwimmleistungen im Training stimmten mich weder positiv noch negativ. Nach dem Sturz im April musste ich zwangsläufig ein paar Wochen ohne Schwimmtraining aushalten. Vernünftig geschwommen bin ich während ca. vier Wochen vor dem Rennen, insofern hielt ich mich mit Erwartungen bescheiden zurück. Ich ging viel mehr davon aus, dass es zu keiner besonders guten Schwimmzeit reichen wird. Mein Trainer und Mentor in Sachen Triathlon, Peter Reichenpfader, äusserte interessanterweise schon recht früh positive Gedanken bezüglich der Schwimmleistung. Das gab mir etwas mehr Vertrauen und mit positiven Gedanken trainiert es sich auch etwas leichter. Bei der Anmeldung, die schon sehr lange her war, musste ich eine Schwimmzeit eingeben, aufgrund der man in Startgruppen eingeteilt wurde. Ich war, aufgrund der eher guten Prognose (unter normalen Umständen) in der ersten Startgruppe eingeteilt.

Mein grösster Fan ist beim Start immer hautnah dabei!

Meine Radleistung war sehr stabil, ich konnte nach dem Unfall auch sehr schnell wieder auf der Rolle weiter trainieren. Die Pause hat hier also so gut wie keinen Einbruch verursacht. Nach zehn Tagen Pause mit absolut keiner sportlichen Betätigung war ich wieder aktiv. Der Bruch schien auch sehr gut zu heilen, war nicht verschoben und verursachte bei mir keine Schmerzen.

Das Laufen ist nicht nur im Wettkampf die letzte Hürde. Nein, auch bei der Verteilung meiner Talente kam das Laufen an letzter Stelle. Damit muss man sich einfach abfinden, das beste draus machen und geduldig weiter dran arbeiten. Je näher der Wettkampf kam, desto besser fühlte ich mich auch in meinen Laufschuhen. Ich weiss aber, wie Hitze auf meinen Körper wirkt und das Rennen sollte sehr sehr heiss werden.

Nun zum Rennen: Ich war nervös, sehr nervös! Das fand ich aber irgendwie großartig. Viele bekannte Gesichter und allen ging es gleich. Nach dem Startschuss gab ich Gas, als hätte ich nie etwas anderes gemacht. Ich zog an einigen Athleten vorbei, wurde aber auch von Einzelnen überholt. 1.9km vergingen recht schnell und als ich das Wasser verliess, sah ich auf meiner Uhr, dass mein lieber Trainer einfach ein dufte Typ ist. 29 Minuten und ein paar Sekunden! Hätte ich nie gedacht, aber er wusste es !😊

Ausstieg nach weniger als 30 Minuten - top!

Der Wechsel war recht gut und zügig. Auch hier verlor ich in Vergangenheit schon deutlich mehr Zeit. Auf dem Rad ging es gleich rund. Die Beine mussten drehen, warm werden und Rhythmus finden. Denn nach weniger als 10km kam der erste giftige Anstieg und dort wollte ich voll bei der Sache sein. Die Konzentration war hoch, das Gefühl war gut und die Geschwindigkeit hat mir gefallen. Ich zog auch hier wieder an einigen vorbei, liess mich aber am Berg nicht provozieren. So ging es weiter, ca. 85km und 1100 Höhenmeter, verteilt auf zwei Runden. Nach Runde eins war ich etwas nervös, denn ich hatte mir eine andere Zeit vorgestellt und meine Befürchtung war, dass ich in Runde zwei etwas nachlassen würde. Nach Runde zwei und verdammt viel Hitze war ich jedoch sehr zufrieden, denn ich konnte die Leistung halten, musste nirgends wirklich leiden. Die Hitze machte sich jedoch bemerkbar, trotz dauerhafter Versorgung mit Kohlenhydraten, Salz und Wasser. Extreme Bedingungen für meine Verhältnisse!

Top Laune auf dem Rad und top Leistung im Vergleich!

Ein zweites Mal in der Wechselzone nahm ich mir nun die nötige Zeit, um meine gekühlte Laufverpflegung einzupacken und nichts zu vergessen. Ohne den Fahrtwind merkte ich nun, wie unfassbar heiss es wurde. Es ging also los: Überlebensmodus in Laufschuhen. Nun nahm die Katastrophe ihren vollen Lauf. Nach nur wenigen Metern merkte ich ein Stechen in der oberen Bauchregion. Das war die Hitze, wie auch schon vereinzelt im Koppeltraining. Doch nicht genug, es kamen harte Oberschenkelmuskeln hinzu. Meine Laufgeräte waren auf Kriegsfuss mit mir. Ich musste stoppen und meine Oberschenkel bearbeiten, weichklopfen, gehen. Bei nächster Gelegenheit nahm ich Eiswürfel auf und versuchte zu kühlen, was das Zeug hält. Ich konnte langsam wieder Tempo aufnehmen, die Krämpfe etwas lockern und „rauslaufen“. Ich musste nun immer wieder Tempo rausnehmen, um später wieder etwas schneller zu werden. Zwei Schritte vor, einer zurück! Es war die reinste Qual, es war heiss und es war einfach nicht mehr drin.

Keine Spur mehr von der guten Laune!

Ich dachte mehrmals daran, einfach aufzugeben, konnte mich aber immer wieder fangen und dranbleiben. Schliesslich waren es ja „nur“ 21km. 😊 Und mit jedem Schritt lagen weniger zwischen Ziel und mir. Auf den letzten Kilometern stieg die Motivation, das Ziel rückte näher und näher und ich konnte vernünftig ins Ziel laufen.

Trotz Auf und Ab positiv überrascht und zufrieden mit dem Ergebnis

Nach einem unglaublich schlechten Lauf konnte ich doch noch meine Zielzeit in Rapperswil verbessern, wenn auch nur um wenige Minuten. Insgesamt war ich zufrieden und auch ein wenig stolz darauf, dass ich nicht aufgegeben habe.

Umgang mit Hitze

Vor dem Rennen ist es sehr wichtig, der Sonne aus dem Weg zu gehen. Ist es bereits in den Tagen vor dem Start sehr heiss, muss man aktiv Schatten suchen und versuchen, sich so wenig wie möglich körperlich zu betätigen. Da man aber kurze Trainingseinheiten absolviert, um sein System in Rennstimmung zu bringen, sollte man gut überlegen, wann man das macht. Das ist ein Fehler, den ich leider gemacht habe: In der Rennwoche macht man keine „Rennsimulationen“. Wenn es heiss ist, dann empfiehlt es sich, die kurzen Einheiten am Morgen zu machen und für den Rest der Zeit der Sonne aus dem Weg zu gehen. Cool bleiben also! Was macht der Damian? Radtraining zu ca. der gleichen Zeit, wie es auch im Rennen erwartet wird. Natürlich kann man nun nicht das ganze Rennen auf diesen Fehler zurückführen, aber gewisse Dinge lassen sich einfach beeinflussen und diese Möglichkeiten liess ich ungenutzt.

Verpflegung während dem Rennen

Ich rede nicht um den heissen Brei herum! Die Pampe von NFT-sport hat mir sehr geholfen. Sehr einfach zu dosieren und unfassbar schnell im Blut. Man hat seine ganze Verpflegung in kleiner Menge bei sich und muss lediglich Wasser zuführen. Keine Probleme mit Verdauung/Verträglichkeit und kein unnötigen Zuführen von Salz usw.

 
Damian Strzalkowski