Challenge Davos 2019 - das Beste kommt nicht immer zum Schluss
Im September stand der langersehnte Urlaub vor der Tür. Der kleine Liam war knapp 10 Monate alt, wie schnell doch die Zeit fliegt.
Doch vor dem Urlaub war da noch ein letztes Rennen: die Challenge Davos. Ein eher ungewöhnliches Format, denn nach dem Schwimmen im sehr kalten See ging es den Flüelapass nach oben, auf der anderen Seite runter bis zum Wendepunkt, bevor man das ganze dann natürlich wieder zurück fahren durfte. So viele Höhenmeter fährt man auch im Training nicht oft, zumindest ich nicht annähernd. Aufgrund der Höhenmeter sind es dafür nicht 90, sondern etwas über 50 km gewesen. Danach kommt dann ein lockerer Halbmarathon zum Abschluss, auf den sich natürlich jeder freut! (ironischer könnte es nicht sein).
Hoch motiviert und vom IRONMAN erholt (dachte ich zumindest) gab ich im See alles, was drin war. Zwei Runden im kleinen Davoser See. Ein paar wenige machten sich vorne aus dem Staub, ich führte eine kleine Gruppe von Verfolgern aus dem Wasser an. In der Wechselzone ging mal wieder gehörig viel Zeit drauf. Ich achte immer viel zu sehr darauf, was die anderen machen und das kalte Wasser tat seinen Rest. Die Klamotten, die ich anziehen wollte/musste, haben es nicht leichter gemacht. Völlig verwirrt stieg ich direkt aufs Rad und wollte plötzlich schon durch die Wechselzone radeln. Was war da nur los mit mir. Schnell stieg ich wieder ab und schob das Rad bis zur Markierung. Ein kurzes flaches Stück lag vor mir, nicht der Rede wert. Der Anstieg war lang und stetig, wie erwartet. Es lief erstaunlich gut und flüssig. Oben angekommen waren die Beine dann allmählich etwas müde. Ab jetzt erstmal konstant abwärts mit einigen Kurven, die ich natürlich vorher nicht abgefahren bin. Ich war mir nicht sicher, aber mir kam diese Seite schon beim Abfahren verdächtig steil vor. Auf dem Rückweg nach oben sollte ich die Bestätigung erhalten. Stellenweise kam ich mir vor, als würde ich nicht vom Fleck kommen. Schön blöd, dachte ich mir, sowas mit dem Triathlon Rad zu machen, das nächste Mal ist ein Rennrad in gutem Zustand dabei. Naja, zu spät, also warum sich jetzt länger darüber ärgern. Unendlich lange hat es gedauert, um wieder oben anzukommen, doch irgendwann war es tatsächlich so weit. Und die Abfahrt in Richtung Wechselzone hatte es in sich und ohne mit der Wimper zu zucken, habe ich überall alles rausgeholt. Da war doch noch einiges in den Beinchen, hätte ich nicht gedacht. In der Wechselzone dann, wie immer, das gleiche Vorgehen: Rad abstellen, Beutel nehmen und Schuhe anziehen, Helm versorgen und was nicht sonst noch alles dazu gehört. Der Halbmarathon war echt schmerzhaft und ich hatte absolut keine Kraft mehr, keine Motivation, kein Ziel vor Augen... kurzum: ich hatte einfach absolut keinen Bock mehr! Die Saison sollte einfach nur noch ein Ende finden und so ohrfeigte ich mich mental von Schritt zu Schritt, von Schmerz zu Schmerz, von Runde zu Runde. Vier Runden mit jeweils einer schön steilen Passage auf Schotter und dann durch den Wald. Noch nie habe ich mich so schlecht gefühlt, nachdem ich zu Beginn ein so gutes Gefühl hatte.
Im Ziel angekommen, musste ich mich erstmal dringend verpflegen, mit Wasser, RedBull, Cola, Orangen, allem möglichen eben. Mein Körper war so leer, wie noch nie. Und ebenso unzufrieden war ich mit mir und meiner Leistung, vor allem aber mit meiner Einstellung im Rennen selbst. Wie konnte ich nur so den Willen verlieren und aufgeben? Meine Frau jedoch war stolz, wie immer. Immerhin jemand. Das Zielgelände und das Wetter hatten eine für mein Gefühl schöne Atmosphäre, einladend und irgendwie entspannt. So kann der Urlaub beginnen. Wir gönnten uns noch ein Bier, was vom Grill und dann holte ich meine sieben Sachen aus der Wechselzone, bevor wir dann durch den eher leeren und etwas leblosen Ort zum Hotel gingen. Wie ich später feststellen durfte, war mein Ergebnis gar nicht mal so schlecht. Eine neue Bestzeit auf der Mitteldistanz, jedoch nicht wirklich vergleichbar durch das spezielle Format und eine Top 10 Platzierung in meiner Altersklasse (7.) stimmten mich doch wieder etwas positiv. Die Quali zum Championship Rennen in Samorin habe ich nicht angenommen, da mir der Termin nicht passte. Wie sich später herausstellen musste, fand das Rennen wegen der Corona Krise sowieso nicht statt.